Herzlich willkommen auf der Homepage der Schützengilde Philippsreut


Chronik der Schützengilde Philippsreut e. V.

(auf Grundlage der Festrede von 2. Schützenmeister Christian Weishäupl beim Festakt zum 60-jährigen Bestehen)

Als 23 Mitglieder am 2. April 1959 im Gasthaus Weichselsdorfer die Schützengilde Philippsreut ins Leben riefen, so knüpften die 21 Gründungsväter und zwei -mütter an eine lange Schützentradition im Grenzort Philippsreut an. Bereits knappe hundert Jahre zuvor existierte in unserem Grenzort ein Schützen­verein, nämlich die „Feuerschützengesellschaft zu Kleinphilippsreut“ aus dem Jahr 1865. Es waren insbesondere Fortbedienstete und Mitarbeiter der hier stationierten Zollverwaltung, die das Schützenwesen in der Mitte des 19. Jahr­hunderts nach Philippsreut brachten. Dem Verein gehörten Mitglieder von Freyung bis Eleonorenhain in Böhmen an. Die Mitglieder bedurften eines einwandfreien Rufs, um überhaupt aufgenommen zu werden.

1878/79 entstand ein weiterer Schützenverein in Philippsreut, nämlich die „Zimmer-Stutzen-Schützen-Gesellschaft“, deren Mitglieder bei der Gründung vereinbart hatten, sich in den Wintermonaten einmal wöchentlich im Wirtshaus zum Schießen zu treffen. Bemerkenswert ist, dass also bereits im 19. Jahrhundert das heutige „Gasthaus Pfenniggeiger“ als Vereins- und Schießlokal fungierte.

Wirft man einen Blick auf die Mitgliederlisten dieser historischen Vereine, so stellt man aber auch fest: Der Schützensport war allen voran den Honoratioren vorbehalten. Zollbeamte, Revierförster, Kaufleute und Handwerksmeister gönn­ten sich dieses Freizeitvergnügen. Und so verwundert es auch nicht, dass es mehrheitlich keine „Hiesigen“ waren, die 1959 die Initiative zur Gründung unserer Schützengilde ergriffen. Es waren der Zöllner Josef Maierhofer, Oberförster Hans Neukamm und Lehrer Theodor Zielonka, unterstützt vom unvergessenen Gemeindeschreiber Max Springer, welche die Vereinsgründung in die Wege leiteten. Lehrer Zielonka wurde nicht nur zum 1. Schützenmeister gewählt, er durfte dem Verein, der die ungewöhnliche Bezeichnung „Gilde“ erhielt, auch den Namen geben. In seiner schlesischen Heimat war er bis zur Vertreibung Mitglied einer „Schützengilde“ gewesen, und diesen Namen wollte er diesseits des „Eisernen Vorhangs“ fortleben lassen.

Die Anfangsjahre des Vereins waren bescheiden und erforderten einigen Idealis­mus. Das erste Vereinsgewehr konnte nur durch die großzügige Unterstützung der Brauerei Lang sowie des Vereinswirts Gottfried Weichselsdorfer erworben werden. Der erste Schießstand verdient ebenfalls Erwähnung: Vom Gastzimmer aus musste durch eine Luke ins Nebenzimmer geschossen werden, die Scheiben mussten mangels Scheibenzuganalage per Hand gewechselt werden.

Das Vereinsleben, das sich einstellte, setzte sich aus einer Mischung aus geselligen und sportlichen Veranstaltungen zusammen. Der Faschingsball, der bis vor wenigen Jahre gepflegt wurde, wurde erstmals im Jahr 1960 abgehalten. In den Jahren 1963 und 1964 nahm man zum ersten Mal an Rundenwettkämpfen sowie an Gaumeisterschaften teil. 1964 war die Schützengilde zudem Gastgeber der Gaumeisterschaft. Eine einheitliche Vereinstracht in Form von Dirndl und Schützenanzügen wurde anlässlich des 20-jährigen Gründungsfestes im Jahr 1979 angeschafft. Dieses Fest wurde unter der Ägide von Schützenmeister Josef Hartmann ausgetragen, der dieses Amt 1967 in der Nachfolge von Theodor Zielonka, Ernst Herzig, Max Springer und Josef Ilg übernommen hatte. Sepp Hartmann übergab sein Schützenmeisteramt im Dezember 1981 schließlich an Bernhard Ilg. In diesen Jahren hatte die Schützengilde etwa 70 Mitglieder, die auch sportlich einiges bewegten. Die sportliche Ausrichtung erhielt vor allem durch den Neubau des Gasthauses einen nachhaltigen Aufschwung, zumal im Keller ein Schützenraum eingerichtet und im Februar 1984 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Damit waren auch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Jugendarbeit gegeben.

Ein weiterer Höhepunkt nicht nur des Jahres 1984, sondern in der gesamten Vereinsgeschichte war das 25-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe, das unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister und Schützenbruder Otto Damasko stattfand. Wie sehr diese Zeit bis in die Gegenwart wirkt, zeigen einige Namen: Schützenmeister war – damals wie heute – Bernhard Ilg, als Fahnenmutter stellte sich Vereinswirtin Anni Fenzl zur Verfügung, die Patenschaft übernahmen die Freyunger Feuerschützen, Fahnenträger war im Alter von 17 Jahren Martin Springer. Nachdem Pfarrer Richtsfeld der Vereinsfahne und den Bändern den Segen gespendet hatte, marschierte die Schützengilde bei herrlichem Wetter mit 46 weiteren Vereinen und vier Musikkapellen durch das festlich geschmückte Dorf.

Die Schützengilde beeindruckte in diesen Jahren auch durch ihr abwechslungs­reiches Vereinsleben. Beim Königsschießen wurde nicht nur der Schützenkönig ermittelt, sondern mit der Zeit auch das Schützenliesl und der Jugendkönig. Christbaumschießen, Adventfeier, Rosenmontagsball, der Kehraus, Vereins- und Wochenend-Ausflüge, Tussetwallfahrt, Bürgerschießen – all das prägte – und prägt zum Teil noch heute – das Vereinsjahr. 1989 wurde die Patenschaft für den Schützenverein Edelweiß-Alm Mitterfirmiansreut übernommen. Es gab immer wieder eine ganze Reihe engagierter Mitglieder, Frauen und Jugendliche, die beherzt anpackten und mit rühriger Geselligkeit das Vereinsleben erfüllten. Sportlich ging’s mal bergauf, mal bergab, mal wurde mehr geschossen, mal weniger, mal höherklassig, mal in der C-Klasse. Zeitweise war aus dem Verein auch eine Mannschaft in der Disziplin Luftpistole bei Wettkämpfen am Start, immer wieder gab es auch mal Jugendmannschaften. Und was an dieser Stelle ebenfalls erwähnt werden darf: Auch in sportlich mageren Jahren war immer mindestens eine Luftgewehr-Mannschaft bei Gaurundenwettkämpfen mit dabei, und das stets mit durchaus passablen Ergebnissen.

Eine besonders engagierte Jugendarbeit gab dem Verein im Vorfeld des 50-jährigen Gründungsfestes nachhaltigen Auftrieb. Die damals sehr erfolgreichen Jungschützen schafften in den Jahren 2007 bis 2009 die Qualifikation für überregionale Wettkämpfe bis hin zur Bayerischen Meisterschaft, zeitweise nahm die Schützengilde mit drei Mannschaften gleichzeitig an den Rundenwett-kämpfen teil. Diese sportliche Euphorie konnte man in die Feierlichkeiten zum 50. Vereinsjubiläum Anfang Juli 2009 mitnehmen. Bereits in den Wochen zuvor wurde das Jubeljahr mit einem Nostalgieschießen und einem Ehrenabend begangen. Das dreitägige Gründungsfest unter der Schirmherrschaft von Bürger­meister Alfred Schraml war groß aufgezogen, Pfarrer Kaiser hielt auf dem Tussetplatz einen Festgottesdienst, der Festumzug fand dank der Anwesenheit von Staatsminister Helmut Brunner unter Polizeipräsenz statt – und endete abrupt irgendwo auf der Straße zwischen unterem und oberem Dorf in einem heftigen Platzregen. Umso mehr aber stärkte jenes Fest das Gemeinschafts­gefühl.

In die Zeit seit dem 50-jährigen Gründungsfest fällt aber auch der größte sportliche Erfolg in der Geschichte der Schützengilde Philippsreut, den eine junge Dame möglich machte: Eva-Maria Springer qualifizierte sich unter 239 Teilnehmern mit einem 7. Platz in der Schülerklasse der Bayerischen Meisterschaft als bisher einzige Schützin aus Philippsreut für die Deutsche Meisterschaft, zu der sie auf der Olympia-Schießanlage in München-Hochbrück antreten durfte. In den Jahren davor und danach war die Schützengilde regelmäßig bei Bezirksmeisterschaften vertreten, insbesondere dank der Leistungen der Jungschützen. 2015 war Johanna Springer außerdem Gaujugendkönigin geworden – nach Norbert Hany und Sebastian Denk konnte sie sich als dritte Jugendliche aus den Reihen der Schützengilde Philippsreut ihren Taler auf der Ehrenkette sichern.